Krawatte kurz, Kassette wieder da

Seniorinnen gehen dem Bürgermeister an die Wäsche

WUSTERHAUSEN - Seine Krawatte ist zwar Wusterhausens Bürgermeister Roman Blank gestern losgeworden – eine scharfe Schere befreite ihn davon – dafür brachten die Frauen aus dem Seniorenclub den Rathausschlüssel zurück, den sie sich am 11. 11. des Vorjahres ausgeborgt hatten. Auch die Stadtkasse, gefüllt mit der weichen Währung Schokoladentaler, ist seit gestern wieder im Rathaus. Zwar waren die Schokotaler raus, dafür hatten die sparsamen Frauen richtiges Geld erwirtschaftet – für jeden Monat einen Cent. Dass es zur Weiberfastnacht lustig zuging am Rathaus, dafür hatte der Landfrauenverein gesorgt. Er unterhielt auch einen Stand, an dem man sich sättigen und den Durst stillen konnte. Günter Lenz machte die passende Musik. Mädchen und Jungen der Kita „Am Markt“ tanzten dazu ausgelassen.

Kurz nach 10 Uhr wurde es laut im Rathaus. Eine Kita-Gruppe rief lautstark nach dem Bürgermeister. Der sollte sich gefälligst beim Stadtvolk sehen lassen. Das war zwar in der Vormittags-stunde zunächst nur ein Völkchen, es änderte sich dann aber langsam. Roman Blank zeigte sich vom Überfall unbe- eindruckt. Auch seinen Halsschmuck konnte er getrost verschmerzen (Selten hatte man eine so hässliche Krawatte gesehen). Der Rathauschef gab sich also gut gelaunt. Zur Feier des Tages hatte er sogar gedichtet. Hier daraus die wichtigste Passage: „Doch trotz der beklagten leeren Kassen wollen wir das Feiern nicht lassen. Deshalb: Gegönnt sei Euch das Vergnügen, heute will ich Euch nicht mehr rügen. Denn für welche Aktion ich immer streite, die Weiber sind stets an meiner Seite. Drum sei hier ganz klar gesagt: Frauen gehören an die Macht.“

Für einen Junggesellen waren das mutige Worte. Roman Blank gefiel sich in der Rolle des Bonbonverteilers an die kleinen Bewohner der Gemeinde und als Lobspender für die Landfrauen.

(Von Wolfgang Hörmann)

MAZ vom 17.02.2012