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Kirchengemeinde Wusterhausen sucht Paten für die Restaurierung von Werken, die über 400 Jahre alt sind
Wusterhausen/Dosse, den 29.08.2012MAZ vom 29.08.2012
Alte Bücher brauchen Hilfe
WUSTERHAUSEN - Eine Zeitreise haben am Montagabend die Besucher des Alten Ladens im Wegemuseum Wusterhausen gemacht. Dazu begrüßt hatte sie Pfarrer Alexander Bothe. Er stellte die historische Pfarrbibliothek der Stadt vor. Jahrzehntelang schlummerte sie in einem Raum über der Sakristei der Kirche. Im Dezember 2011 war es dort aber so feucht, dass die historischen 135 Bände evakuiert werden mussten. Sie kamen ins landeskirchliche Archiv, wurden gereinigt und katalogisiert.
Natürlich wusste Bothe von ihrer Existenz. „Wir hatten die Bücher stets im Blick und wollten schon länger etwas für sie tun“, erzählt er. Jedoch habe das Geld gefehlt. Nachdem in den Jahren 2009 und 2010 mehrere Fachleute die gleiche Meinung über die Bibliothek geäußert hatten – beeindruckend, aber verheerender Zustand – sei für Bothe klar gewesen, dass etwas geschehen müsse. So wurde unter anderem ein Förderantrag bei der Sparkassenstiftung OPR gestellt. Sie gab 15 000 Euro.
Mit dem Geld wurde das ehemalige Amtszimmer im alten Wusterhausener Pfarrhaus als neues Domizil für die Bücher hergerichtet. Sie kamen in eine abschließbare Vitrine. Der Raum ist alarmgesichert. Markus Rück, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse OPR, sei von dem Vorhaben, die Bücher zu zeigen, ebenso begeistert gewesen wie seine Stiftungskollegen, erzählte er am Montag in Wusterhausen. Er wollte selbst sehen, was aus dem Projekt geworden ist. Einige Bücher wurden bereits restauriert. Aber es gibt Sorgenkinder.
Auf die Frage, ob die Stiftung erneut einen Zuschuss geben könnte, sagte er: „Das richtet sich nach dem Konzept.“ Wichtig sei dabei, dass die Bücher künftig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Sie sind schließlich ein beeindruckender Teil der Geschichte von Wusterhausen“, so Rück.
Das sieht Alexander Bothe genauso. Er ließ anhand der Bücher am Montagabend vor mehr als 30 Zuhörern die Historie der Pfarrbibliothek Revue passieren. Man erfuhr, dass um 1590 begonnen worden war, die Bibliothek einzurichten. Ein Bescheid aus dem Jahr 1602 listet alle Bücher auf, die damals da waren. Fast alle der darin genannten Werke sind heute noch vorhanden.
Bothe erzählte, dass die Bibliothek kontinuierlich vergrößert wurde und dass einen maßgeblichen Anteil daran Pfarrer Joachim Fuchs hatte. Er war von 1627 bis 1659 in der Stadt tätig und ist gebürtiger Wusterhausener. „Man findet zahlreiche Hinweise auf ihn in den Büchern“, so Bothe. Für ihn ist die Bibliothek etwas ganz Besonderes. Schon deshalb, weil keine andere Stadt in der Region etwas Vergleichbares habe. „Ich finde es herausragend, dass die Bibliothek im Grundbestand überlebt hat“, so Bothe. Sie sei zudem relativ vollständig und habe große erhaltene Gesamtausgaben, wie zum Beispiel die acht Folianten mit Werken des Kirchenvaters Augustin, die 1556 in Basel gedruckt worden waren.
Für die Bücher, die in einem sehr schlechten Zustand sind – es sind 21 – wird jetzt um Patenschaften geworben. Das heißt: Man spendet entweder die Summe für die Arbeiten an einem Buch oder einen Teil davon und erhält eine Urkunde. Außerdem wird der jeweilige Pate in der Bibliothek vermerkt. Eine Spende ist aber nicht an ein Buch gebunden. Ausgewählt wurden die Bände, die besonders wertvoll und schadhaft sind.
Wer Buchpate werden will, wendet sich ans Museum oder Pfarrer Alexander Bothe.
(Von Sandra Bels)
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