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Literarischer Bilderbogen: Historische Lesung mit Tilman Röhrig

19.10.2017
Vorschaubild zur Meldung: Literarischer Bilderbogen: Historische Lesung mit Tilman Röhrig

Literarische Reise mit der Postkutsche
Bestsellerautor Tilman Röhrig las in Wusterhausen aus seinem historischen Roman über Martin Luther  „Die Flügel der Freiheit“
Von Renate Zunke
WUSTERHAUSEN „Besteigen wir eine Postkutsche und reisen zurück in das Jahr 1522“, forderte am Dienstagabend Tilman Röhrig das Publikum im  Alten Laden des Herbst`schen Hauses in Wusterhausen auf. Hier las der Autor historischer Romane innerhalb der Reihe „Literarischer Bilderbogen“ der Bibliotheken des Landkreises aus seinem Buch „Die Flügel der Freiheit“ – passend zum Luther-Jahr. Und seine etwa 60 Zuhörer ließen sich gern entführen in die entscheidenden Jahre der Reformation.
In dem Roman wird geschildert wie Martin Luther, nachdem er in der Verbannung auf der Eisenacher Wartburg das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, nach Wittenberg zurückkehrt, weil dort radikale Kräfte seine Reformation gefährden. Luthers einstiger Weggefährte Thomas Müntzer wird zu einem erbitterten Gegenspieler und versucht das Volk aufzuwiegeln. Eine Katastrophe bahnt sich an, auch für die Frauen an der Seite der Reformer. Dieser Konflikt zwischen dem Reformator Martin Luther und Thomas Müntzer, der seine Ideen mit Gewalt durchsetzen will, ist das Hauptthema. Aber auch die ehemaligen Nonnen um Katharina von Bora spielen eine Rolle. Tilman Röhrig lässt einen Zeitabschnitt der Reformation in all seiner Alltäglichkeit und Grausamkeit lebendig werden. Seine Romanfiguren schildert er detailfreudig, derb aber auch liebevoll.
Dass das Publikum in Wusterhausen von Anfang an aufmerksam und gebannt zu hörte, war nicht nur dem Romanstoff geschuldet, sondern auch der gekonnten, sehr lebendigen Vortragsweise des Schriftstellers.
Kein Wunder: Der 1945 geborene Röhrig, der in der Nähe von Köln lebt, ist ausgebildeter Schauspieler. Seit mehr als 40 Jahren ist er schriftstellerisch tätig. Seine historischen Romane sind allesamt Bestseller und wurden vielfach übersetzt. Auch in dem Roman „Die Flügel der Freiheit“ vermittelt er gekonnt Gefühle und Stimmungen einer vergangenen Zeit. Der Leser lernt Martin Luther mit seinen Fehlern und Vorzügen kennen. Und man weiß nach der Lektüre des Romans nun auch, welches seine Lieblingsspeise war.  
Er hätte sehr viel recherchiert, erklärte Tilman Röhrig dem interessierten Publikum in Wusterhausen. Im Gespräch präzisiert er: Lesen, lesen und nochmals lesen. Dann in den Fußnoten nach Quellenangaben suchen, die Quellen erforschen bis hin zu den Urquellen. Das wären Handschriften oder erste Drucklegungen in Museen, Archiven und Bibliotheken. Zur Recherche gehöre natürlich ebenfalls das Befragen von Fachleuten. Das alles koste sehr viel Zeit. Natürlich reiste der Schriftsteller zu den Schauplätzen seines Romans, um Landschaften, Orte und Gebäude des Geschehens genau zu erleben. Er prüfte zum Beispiel Wege von Haus zu Haus oder Straßen von Stadttor zu Stadttor auf ihre Länge, um sie der Romanhandlung anzupassen. Um historische Fakten zu erfahren, greift Röhrig nicht unbedingt auf Filmmaterial zurück. Was ihn aber interessiert, sind die Kostüme, denn diese Kleidungsstücke wären in Filmen meist sorgfältig recherchiert und der Zeit nachempfunden, weiß der Schriftsteller.
Er forderte am Ende der Lesung sein Publikum auf: „Besteigen wir wieder unsere Kutsche und reisen zurück in unsere nicht weniger dramatische Welt.“ Sicher ist: Nach dieser literarischen Kurzreise wurde die Lust geweckt, nun den ganzen spannenden und wissenswerten Roman zu lesen.

 

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