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"Literatur-Café zum Weltag des Buches "Wege, die wir gingen" von Barbe Maria Linke
30.04.2019Frauen erzählen aus ihrem Leben und über den Mauerfall
Die Autorin Barbe Maria Linke las im Literaturcafé ´der Wusterhausener Bibliothek aus ihrem Buch „Wege, die wir gingen“
Von Renate Zunke
Wusterhausen Ist das überhaupt mal jemanden aufgefallen? Am 9. November 1989 kam weder im DDR- noch im Westfernsehen der Sandmann zur gewohnten Zeit zu den Kindern. Da wurde nämlich gerade deutsche Geschichte geschrieben – Günter Schabowski verkündete den Mauerfall. Der Enkelsohn von Bärbel S., sie wurde 1938 in Templin geboren, wartete jedenfalls vergebens auf den kleinen Bärtigen, der den Kindern abends Sand in die Augen streut. Die ehemalige Lehrerin, die sich noch gut an diesen Moment erinnert, gehört zu den sechs Ostfrauen, die die Autorin Barbe Maria Linke für ihr Buch „Wege, die wir gingen“ interviewte. Daraus las sie am Mittwoch im Literaturcafé der Wusterhausener Bibliothek vor. Ehemann Dietmar Linke begleitete die Lesung anlässlich des Welttages des Buches am Klavier.
Zwölf Frauen, sechs aus dem Osten und sechs aus dem Westen, lässt die Autorin unter anderen über Kindheit, Ausbildung, über die Liebe und ihren Glauben sprechen. Was sie bei allen Frauen zur Vergleichbarkeit einfordert - die Wertung des Mauerbaus und -falls in deren Leben. „Ich wollte die Haltung der Frauen zu diesen beiden bedeutsamen Ereignissen einfangen“, sagte Linke in Wusterhausen. Die Interviews offenbarten, dass die Ostfrauen den Mauerfall als Befreiungsakt empfunden hätten, im Gegensatz zu manchen Frauen aus Westdeutschland.
Florentine S. gehört zu den Westfrauen. Sie wurde 1920 in Schlesien geboren und Barbe Maria Linke befragte sie als 92-Jährige. Ihr Credo: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein eigenes Leben. Das miteinander auskommen, das ist wichtig. Jedes Lebewesen, jede Pflanze braucht das Licht, braucht einen anderen. Florentine S. ist am 1. April 2014 gestorben.
Für die Autorin war wichtig, dass der Originalton der Befragten erhalten blieb. Weggelassen hat sie nur das, was zu sehr ausuferte. Linke: „Mich interessiert der Mensch und seine Beziehungen. Wo komme ich her, wo gehe ich hin.“ Der Vergleich mit den Frauenporträts von Maxi Wander in ihrem 1977 in der DDR erschienen Buch „Guten Morgen, du Schöne“ lag nahe. Barbe Maria Linke wehrte sich gegen den Einwand aus dem Publikum, dass die vorgestellte Bärbel S. „zu glatt“ daherkomme, sich gefühlsmäßig wenig geöffnet hätte, im Gegensatz zu den Frauen der Wander. „Die Österreicherin Maxi Wander hat sich an der DDR wundgestoßen. Darüber sind Jahrzehnte vergangen. Heute reden die Frauen ohne Tabu“, so Linke. Sie weiß, wovon sie spricht: Das Pfarrer-Ehepaar Linke, das 1983 aus der DDR ausgebürgert wurde, war mit Fred und Maxi Wander befreundet. Außerdem seien die zwei im Literaturcafé vorgestellten Frauen nur „Appetitanreger“ zum Lesen des Buches. Diesen Hinweis der Autorin wird nun sicher so mancher aus dem Publikum befolgen.
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