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Lesung zum Literarischen Bilderbogen: Anne Jacobs: "Das Gutshaus"

15.10.2019

Autorin Anne Jacobs liest aus ihrer Gutshaus-Familiensaga

 

Die Autorin Anne Jacobs las in Wusterhausen innerhalb der Reihe Literarischer Bilderbogen. Sie stellte den zweiten Band ihrer neuen Gutshaus-Familiensaga vor und gab einen Einblick in ihren Alltag als Schriftstellerin.

Wusterhausen
„Es war der größte Glücksfall meines Lebens, dass ich nach dem Lehramtsstudium keine Stelle bekommen habe“, sagte am Freitagabend Anne Jacobs in Wusterhausen. So wurde sie Buchautorin – eine sehr erfolgreiche dazu. Im „Alten Laden“ des Herbst`schen Hauses stellte sie den zweiten Band ihrer neuen Gutshaus-Familiensaga vor. Hierher hatte die Bibliothek zur nunmehr sechsten Lesung des diesjährigen „Literarischen Bilderbogen“ eingeladen.
Schon mit ihrer Trilogie um „Die Tuchvilla“ war Anne Jacobs auf den Bestsellerlisten gelandet. Der Autorenname ist ein Pseudonym. Die Schriftstellerin, die in einem kleinen Dorf im Taunus lebt, hat bereits unter fünf weiteren Namen Romane veröffentlicht.

„Sie schreiben ja sehr schön, aber der Schornstein muss auch rauchen“, hätte ihr einst jemand gesagt und auf Veröffentlichungen in Zeitschriften verwiesen. „Bald verfasste ich auch Romane. Richtig gut lief es, als ich eine Agentur fand“, so Anne Jacobs. Der Literaturagent informierte, welche Roman-Themen Verlage gerade suchten und gab auch Hinweise zum Schreiben. „Ich kann aus jedem Thema einen Roman machen“, erklärte die studierte Französisch- und Russischlehrerin.

Das glaubt man ihr gern, angesichts ihrer langen und vielschichtigen Romanliste. 20 hat sie bereits veröffentlicht. „Wenn ein Buch mal nicht so erfolgreich war, bekam ich beim nächsten vom Verlag ein Pseudonym verpasst“, verriet sie ihren Zuhörern. Und: „Witzig ist, dass es besonders gut läuft, seitdem ich Rente bekomme“.

Recherche übers Internet und mit Büchern und Landkarten
Die Orte, über die sie schreibt, besucht sie meistens vorher nicht. Dafür fehle einfach die Zeit und früher das Geld, so Anne Jacobs. Sie verlässt sich auf eine gründliche Recherche, benutzt Bücher, das Internet und alte Landkarten. Vor der Entstehung der Gutshaus-Saga war sie allerdings in den 1990er Jahren mit einer Freundin an die Müritz gereist. Deren Familie hatte ihr altes Gutshaus wieder übernommen. Als Besucherin erlebte die Autorin mit ihrer Familie auch die DDR und schilderte die damaligen Zustände zum Amüsement der Zuhörer aus der Sicht einer Westdeutschen.
Im zweiten Band der Gutshaus-Saga erzählt sie nun von einem alten herrschaftlichen Gutshof in der mecklenburgischen Schweiz und vom Schicksal seiner Bewohner in den 1990er Jahren. Erinnerungen an die Kriegszeit leben ebenfalls wieder auf.

Ofenheizung im Haus der Schwiegermutter
Alte Landwirtschaft spielt im Buch auch eine Rolle, und die ist der Autorin nicht fremd. Sie hat sie kennengelernt, im Westerwald, auf dem kleinen Hof der Schwiegermutter. Deren Mann war im Krieg geblieben. Sie war allein mit drei Kindern und bewirtschaftete den Bauernhof mit einer jüngeren Schwester. „Mein damaliger Mann, 1940 geboren, hat kaum Erinnerungen an den seit 1944 vermissten Vater“, erzählte Anne Jacobs. Sie musste beim Heu wenden helfen. Der Heuwagen wurde von Kühen gezogen.

Im alten Haus der Schwiegermutter gab es nur Ofenheizung. Sie als Stadtkind hätte immer sehr gefroren und kaum ein Wort der Einheimischen verstanden, die Westerwald-Dialekt sprachen, erinnert sich die Autorin. „Aber als Schriftstellerin kann man solche Dinge dann wunderbar gebrauchen“, erklärte Anne Jacobs.

Die Schreibzeit für einen Roman beträgt ein halbes Jahr
Wie viel Zeit sie benötige, um einen Roman zu schreiben, so die Frage einer Zuhörerin. Ein halbes Jahr dauere die reine Schreibzeit. Da wären die Recherchen schon abgeschlossen. Schreiben würde sie meistens ab 18 Uhr bis in die Nacht so gegen 1 Uhr. Diszipliniert würde sie jeden Tag so um die sechs Stunden am Computer sitzen, ließ die Autorin am Schluss wissen.

Von Renate Zunke