Der russische Maler Iouri Didenko stellt in Wusterhausen aus
„Sonnenbühne“ im September
Vernissage am kommenden Sonntag
WUSTERHAUSEN - Der Alte Laden im Herbst’schen Haus in Wusterhausen wird am 9. September zur „Sonnenbühne“. Das ist der Titel der nächsten Ausstellung, deren Vernissage den Tag des offenen Denkmals in der Dossestadt abrunden soll, nachdem bereits um 13 Uhr eine Stadtführung an frühere Mühlen und Bäckereien erinnert. Der Kulturverein bereitet die zu erwandernde kleine Geschichtsstunde vor.
Später ist dann das Haus Am Markt Nr. 3 das Ziel. Besser bekannt als Herbst’sches Haus, erwarten den Betrachter hier Arbeiten von Iouri Didenko. Der russische Künstler hat bereits im vergangenen Herbst mit einer kleinen Schau in der Kyritzer Stadtbibliothek Einblicke in sein facettenreiches Schaffen gewährt und dabei interessierte Freunde der Malerei gefunden. Wenn man das als „Vorspeise“ gelten lassen will, dann wird nun in Wusterhausen ein „Hauptgang“ aufgetischt.
An beiden Gerichten beteiligt ist die Kunstgießerei Borchardt von der Charlottenhöhe in Schönermark. Iouri Didenko ist ein Freund des Hauses – aber nicht nur das. Als Mitglied der zahlenmäßig noch kleinen Arbeitsgemeinschaft „Kunstgießerei“ nutzt der Noch-Fünfziger von Zeit zu Zeit gern die Möglichkeit, in der Abgeschiedenheit der stillen Natur seinen Träumereien künstlerisch Formen zu geben.
Was hier wie in seinem Atelier in Laatzen bei Hannover entsteht, ist an Form, Gestalt und Farben so überwältigend wie herausfordernd. „Davon werden sich auch die Besucher der Ausstellung ‚Sonnenbühne’ überzeugen können“, sagt Frauke Borchardt, die unentgeltlich als Kuratorin fungiert. Tatsächlich sind die Bilder von Iouri Didenko in der Mehrzahl alles andere als leichte Kost. Zwar versteht sich der Karikaturist, Zeichner, Maler meisterhaft auf die realistische Darstellung, doch pflegt er intensiv seine Vorliebe für das Abstrahieren, wenn er sich – angeregt von so bekannten Vorbildern wie Wassili Kandinsky und französischen Impressionisten – Stimmungen und Experimenten hingibt. „Dann entstehen in Öl, als Collage auf Leinwand oder unter der Verwendung von Textilgewebe Motive, die sich dem Betrachter oft nicht sofort erschließen oder bei wiederholtem Betrachten auch zu neuen Schlüssen führen können“, so Frauke Borchardt.
„Fischrede“ ist solch ein Bild. Leere Worte, abgesondert, um ungehört oder unverstanden zu verhallen, lässt sich zum Beispiel vor einem der Bilder interpretieren, das in Wusterhausen zu sehen sein wird. Bei „Ameisentraum“ erwartet den Betrachter ein dreidimensionales Bild, teilweise bis zu zehn Zentimeter stark. Der „trommelnde Hase“ indes steht für die realistische Schiene des vielseitigen Künstlers. Wer sich mit solchen Arbeiten bekanntmachen will, ist am 9. September um 16 Uhr zur Vernissage im Herbst’schen Haus herzlich willkommen. Es darf auch gekauft werden. Für Sammler von Didenko-Werken und andere Interessenten könnte sich dieser Hinweis als wichtiger Tipp erweisen. Die Preise halbieren sich an der Dosse nämlich gegenüber jenen, die in Berliner Galerien üblich sind. Und wer noch mehr Didenko will, ist am Markt 3 am 23. September um 16 Uhr ebenfalls richtig. Dann startet der Künstler sein Projekt „Farbprojektionen“. Besucher rufen Iouri Didenko den Namen einer Farbe zu, die er spontan zu einem Bild werden lässt.
Die Ausstellung „Sonnenbühne“ ist bis zum 21. Oktober zu besichtigen.
(Von Wolfgang Hörmann) MAZ vom 04.09.2012