Jahresrückblick der Bibliothek
Vorleser und Nachmacher
Bibliothek Wusterhausen war auch 2017 gute Partnerin für kleine und große Freunde von Büchern
Wolfgang Hörmann
Wusterhausen. Hätte die Bibliothek in Wusterhausen Treuemedaillen zu vergeben - sie wäre eine sichere Kandidatin dafür: Irene Kraft versorgt sich seit 30 Jahren leihweise mit allem, was zwischen zwei Buchdeckel passt. Drei- bis viermal im Monat tauscht sie die Lektüre aus. "Ich lese alles, was gut geschrieben ist, vom leichten Roman bis hin zum Krimi. Es darf auch schon mal etwas gruselig zugehen", sagt der Stammgast der öffentlichen Bücherstube. Die Anhänglichkeit begann schon, als sich die noch Am Burgwall befand. Nach Umbau haben hier jetzt zwei Gruppen der gemeindeeigenen Kindertagesstätte "Regenbogen" ihr Domizil. Die Bibliothek ist längst zum Markt umgezogen und im Herbst'schen Haus Treffpunkt für alle Altersgruppen. Die Lust auf Bücher wird in Wusterhausen zeitig geweckt. Dafür sorgt allein schon die Astrid-Lindgren-Grundschule. Jeden Dienstag "tagt" ihr Leseklub nach Unterrichtsschluss in der Ausleihe. Der Klub ist eine Arbeitsgemeinschaft und Teil des Ganztagsangebots der Schule. Lehrerin Bianca Müller versammelt Drittklässler um sich, um ihnen das gedruckte Wort nahe zu bringen. Dabei ist Abwechslung Trumpf. Mal wird vorgelesen, ein anderes Mal entstehen Lesezeichen. Gerade ist die Astrid-Lindgren-Woche das Thema gewesen. Dazu hatte Bianca Müller am vorletzten Dienstag im Januar eine Fühlkiste mitgebracht. Alles, was es darin zu ertasten galt, hing irgendwie mit Pippi Langstumpf und ihren Freunden zusammen oder mit der Schriftstellerin, die sich die Figuren einst ausgedacht hat. "Wir wollen uns demnächst noch das Wegemuseum zeigen lassen und über eine Stadtrallye denke ich auch schon nach", schaut die Lehrerin auf einige Pläne voraus. "Die Kinder kommen gern zu uns. Natürlich muss man sie noch an die Hand nehmen," sagt Kerstin Jonas. Die Leiterin der Bibliothek macht das zum Teil selber, hat aber auch Lesepaten an ihrer Seite. Das sind Erwachsene wie Bärbel Hartwig und Lieselotte Bolle vom Kulturverein, Astrid Peschel, Marianne Golde oder Martina Pelzer. Sie alle sind selber Buchverliebte und verstehen es, etwas von der Zuneigung abzugeben. Das geschieht unter anderem in der Reihe "Mit gespitzten Ohren". Hier sind schon Vorschulkinder aus den Tagesstätten aufmerksame Zuhörer.
Kerstin Jonas hat gerade einen dicken Strich unter das Lesejahr 2017 gezogen. Darunter stehen beeindruckende Zahlen. So haben sich in den zurückliegenden Monaten 256 Leserinnen und Leser für 6755 Entleihungen eintragen lassen. Sie konnten aus rund 24 200 Medien auswählen, 11 100 davon waren E-Books, E-Paper, Videos etc. - also ein virtueller Bestand. "Aber die übergroße Mehrheit unserer Besucher entscheidet sich beim Ausleihen immer noch für die klassische Variante." Kerstin Jonas nennt sie den "physischen Bestand", jener zum Anfassen und Umblättern der raschelnden Seiten. Außer der ganz individuellen Versorgung durch Stöbern oder gezielte Nachfrage gab es 2017 auch 62 Veranstaltungen mit 1640 Gästen. Dazu zählten Lesungen für Groß und Klein ebenso, wie Bibliothekseinführungen, der Vorlesewettbewerb der 6. Klassen aus der Grundschule, ein Bibliotheksfest und die Teilnahme am Wusterhausener Sommerfest. Fortsetzungen folgen. Die Reihe "Literatur-Cafè" läuft demnächst an. Sie hilft auch in diesem Jahr die eher tristen Wintermonate Februar, März und April erträglicher zu machen. Der beliebte "Literarische Bilderbogen" des Landkreises Ostprignitz-Ruppin soll wenigstens wieder eine Seite an der Dosse aufschlagen. Bei alldem sind die Bibliotheksräume und der Alte Laden im Herbst'schen Haus die wichtigsten Treffpunkte. Bibliothek und Astrid-Lindgren-Schule bleiben ebenso Partner, wie der örtliche Kulturverein ein unverzichtbarer Unterstützer aller Aktivitäten.