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"Alle sind zum Training gekommen, kannst Du glauben!"

23.08.2024

„Alle sind zum Training gekommen, kannst Du glauben!“

Baujahr 1939. Horst Roggatz wuchs auf dem Dorf auf und entwickelte im Laufe seines Lebens eine tiefe Verbundenheit zum Fußballclub in Wusterhausen. Bereits in Kindheitstagen begann er gemeinsam mit seinen Freunden zu bolzen. Der Lederball hatte es ihm angetan, woraufhin er mit 17 Jahren sein erstes Spiel für die 1. Männermannschaft in Zernitz bestritt. An ein Spiel kurz nach seinem Karrierebeginn erinnert er sich mit einem Schmunzeln zurück – dieses endete mit einem 14:0 Kantersieg für Stüdenitz. Nach diesem Dämpfer wollte er zunächst seine Fußballschuhe an den Nagel hängen, ehe er sich doch anders entschied und damit einen fußballreichen Weg für sich selbst ebnete.

Horst, was sind deine ersten Kindheitserinnerungen an den Fußball?

„Als Kinder haben wir in Zernitz sehr viel gebolzt und dafür vom Bauern einen Ball bekommen. Dieser ging uns dann kaputt und wir haben den Lederball wieder mit neuem Heu gestopft.“

Wie viele Jahre warst Du für den Wusterhausener Fußballclub aktiv und wie kam es dazu?

„Na von 1962 bis heute (lachen). 1962 kam ich nach Wusterhausen, vorher war ich bei der Bereitschaftspolizei in Schwerin und später bei der Bezirkspolizei. In Schwerin habe ich auch gespielt. Erst Kreisklasse, dann Bezirksliga und danach in der zweiten DDR Liga mit Schwerin. Da war ich 22. Mit der Heirat kam ich dann nach Wusterhausen, meine Frau kommt von hier. Vorher habe ich immer Urlaub am See gemacht. Später nahm ich für den Verein eine Trainerrolle ein und war 40 Jahre lang im Vorstand.“

Was ist die schönste Erinnerung an deine Karriere?

„Die Beste ist mit den A-Junioren in Wusterhausen, in der Bezirksliga Potsdam. Da war ich Trainer. Wir waren im Endspiel des FDGB Pokals gegen BSG Motor Süd Brandenburg in Bamme. Leider haben wir mit 1:0 verloren. Das war aber trotzdem toll. Als Spieler selbst war das Highlight in der Bezirksklasse zu spielen, heute vergleichbar mit der Landesklasse.“

Hattest Du selbst ein Idol als Spieler?

„Nein, nein. Oder doch, ich selbst. Als ich 1962 nach Wusterhausen kam, schoss ich in der ersten Halbserie 18 Tore.“

Du hast vorhin etwas über eine Trainerrolle hier bei Blau-Weiß erwähnt… 

„Ja genau, ich war damals technischer Leiter und habe mich regelmäßig mit den Nachwuchstrainern getroffen und Schwerpunkte festgelegt, wie zum Beispiel das Trainieren von drei Übungen, mit Finten und so. Weiß Du wie ich das damals als Trainer mit den Junioren gemacht habe? Die waren alle in der Disco, von fünf bis zehn und um halb zehn bin ich gekommen und habe für alle ein Bier ausgegeben. Alle sind zum Training gekommen, kannst Du glauben!“

Wie würdest Du den Fußball von damals mit heute vergleichen? Gibt es auf und neben dem Platz Unterschiede?

„Ganz klar. Wir hatte damals eine gute Kameradschaft in Wusterhausen. Wir haben sehr viel gesungen und zu Himmelfahrt immer gefeiert. Nach jedem Spiel haben wir zusammengesessen und Bier getrunken.“ 

Im Zeitraum von 1963 bis 1967 warst Du am Bau unseres See-Stadions beteiligt. Welche Erinnerungen und Gefühle kommen in dir hervor, wenn Du daran zurückdenkst?

„Damals haben alle geholfen. Auch von der Schule kamen sie mit den Kindern und haben mitgemacht. Ich habe mich in der Zeit viel um den Nachwuchs gekümmert, aber auch immer geholfen und mit angepackt.“

Welchen Wunsch hast Du für die Zukunft des Fußballs bei uns auf dem Dorf und besonders für den FC Blau-Weiß Wusterhausen?

„Mir gefällt es gut wie es mit dem Nachwuchs läuft. Wenn wir eine gute Nachwuchsarbeit leisten, schaffen wir es auch wieder in der Landesklasse zu spielen. Weiter so.“

 

Interview vom 07.02.24

Interviewpartner: Horst Roggatz

Interviewführung: Eric Stiefel

Verfasser: Eric Stiefel